Samstag, 26. März 2016
zu frühe Entlassung, Streß.. und viel zu lange nicht geschrieben
Die letzten Wochen sind nun leider kaum mehr in Worte zu fassen. Im letzten Beitrag noch hatte ich geschrieben, wie sehr mein Mann den sicheren Ort in der Klinik braucht. Wie schwer ihm der Alltag noch fällt... und nun ist er zu Hause, seit bereits einer Woche. Das wollte er nicht und ich schon mal gar nicht!
Dienstag vor 2 Wochen schrieb er mir auf dem Rückweg von der Arbeit.. " Freitag werde ich entlassen, holst du mich ab?" Ich brach innerlich zusammen. Grad zu Hause angekommen, noch im Auto sitzend hatte ich ihn angerufen. Es war mir zu früh, ich hatte immernoch keine Gespräche in der Klinik. Niemand dort wusste, wie belastend die Wochenenden waren, niemand wusste, dass ich grad erst begann zur Ruhe zu kommen.
Mein Mann bestätigte, dass er auch er es als zu früh empfand... es war ein so unglaublich blödes Gefühl, IHM zu sagen, dass ich ihn nicht zu Hause haben will. Warum hat die Klinik nicht zuerst mit mir gesprochen? Wie kann man jemanden nach "Hause" schicken, der genau genommen, kein zu Hause mehr hatte. Ich hatte meinen Mann im Januar schließlich raus geschmissen? Warum spricht die Klinik nicht mit mir? Warum nimmt denn keine Gefühle ernst?
Es gingen also an diesem Dienstag noch viele viele Nachrichten zwischen und hin und her. Abends besuchte ich ihn, wie jeden Dienstag. Direkt als ich in die Klinik kam, ließ er mich wissen, dass ich über meine Ängste gern mit einem der Pfleger sprechen könnte. Ich verzichtete... ich will nicht mehr! Ändern konnte ich eh nichts. Für Donnerstag war ja das Psychologengespräch angesetzt... Donnerstag 14 Uhr.. Freitag 10 'Uhr sollte ich meinen Mann dann abholen... ich muß immer noch bitter lachen, wenn ich daran zurück denke! Ich machte meinem Mann klar, dass ich auch das Gespräch am Donnerstag nicht wahrmehmen will. Das nahm er so hin " Versteh ich"... ist so nen Standartsatz geworden... tut er nicht!
Donnerstag machte ich um 13 Uhr Feierabend... sollte ich in die Klinik fahren oder nicht? Mein Mann hatte das Gespräch nicht abgesagt.. scheinbar. Denn er bat mich zu kommen und ein sachliches Gespräch zuzulassen. Wer mich kennt, weiß dass das zu viel verlangt ist! Ich fuhr also in die Klinik. Wir gingen gemeinsam zum Dienstzimmer der Psychologin. Diese nahm wahr, dass ich wohl nicht so positiv gestimmt wahr, wie sie gern hätte und beachtete mich daher kaum. Freudig begrüßte sie meinen Mann... für mich hatte sie nur ein kühles "Hallo" über. Ich erwarte sicher nicht, dass man mich überschwenglich begrüßt, aber von einer Psychologin hätte ich erwartet, dass man mich herzlich begrüßt... dass man wah rnimmt, es geht mir in der Situation grad echt beschissen... und reagiert vielleicht mit einem "ich habe schon gehört, dass es Ihnen grad nicht so gut geht... ich hoffe das Gespräch kann Ihnen heute ein wenig weiter helfen"...so lerne ich es zumindest und so arbeite ich mit Klienten! Auf dem Sofa erklärte mir sie nochmal die Behanldung.. das war blabla.. da mir mein Mann als mündiger Mensch bereits selbst erzählt hatte, was er dort so tat. Dann fielen doch noch ein paar ungereimtheiten auf, die man hääte klären können, wenn man mit mir gesprochen hätte.
Sie verließ sich also auschließlich auf die Aussagen meines Mannes, der wohlgemerkt von ihr attestiert unter Gedächtnisschwierigkeiten leidet und kognitiv eingeschränkt ist. Da viel dann noch auf, dass er ja eine kognitive Gruppe hätte besuchen sollen, ´hatte ihm nur keiner gesagt.. dumm.. hätte man in den Doku-Unterlagen in 6 Wochen ja sehen können. Es entstand also eine kurze Diskussion, die mit : Sowas kann eine Akutklinik nicht leisten" endete... mir wurde gesagt, dass ja alle wussten nach 6 Wochen sei Ende dort... ähm nee.... hat mir keiner gesagt!!!! Mein Mann hatte mir etwas von 8-12 Wochen gesagt.. mit 8 hatte ich gerechnet... is ja nu Ostern und da hatte ich den rausschmiss aus der Klink vermutet. Dann wurde mir noch unterstellt , die Ärztin hatte mir das gesagt.. mir der hatte ich außer einmal vor Aufnahme meines Mannes (um sie um Umterstützung bzgl der Übernahme aus der geschlossenen zu bitten) nie gesprochen. Die hatte mich also auch nicht aufgeklärt, sondern wir hatten besprochen, ob die Klinik ihn überhaupt aufnehmen kann, da sie örtlich nicht zuständig wäre!!
Ich gab auf!
Als wir gingen, verabschiedete sie sich liebevoll von meinem Mann... hielt mir nichtmal die Hand hin.. ich hätte ihr am liebsten, entschuldigung, in die Fresse geschlagen!!!! Als wir im Flur standen, brach ich zusammen! Nicht mehr fähig zu stehen, zu reden, zu weinen... still.. weg! Durchbrochen wurde es nur von einer Tür, die aufging.. blitzschnell stand ich auf und ging Richtung Zimmer meines Mannes... niemand von denen sollte das sehen.... Meine Kinder!!! Panik überkam mich.... Mein Mann brachte mich in sein Zimmer, gab mir etwas zu trinken. Ohne großartig viel zu sprechen, stand ich auf, zog mich an und fuhr nach Hause. "Du solltest so nicht auto fahren" sagte mein Mann... aber was hatte ich schon für eine Wahl?! Es war 16 Uhr, meine Kinder kommen nach Hause.. ich musste fahren!
Und so holte ich meinen Mann am Freitag vor 2 Wochen auf dem Parkplatz der Klinik ab.

Die erste Woche velrief mit den üblichen auf und abs, wie sie an den Wochenenden auch waren... mal lief es normal, mal war er einfach nur krank. Einen Tag hatte ich einen sehr unglücklichen Tag, weil in ein wichtiges Attest für mich nicht abholen konnte.... und ich merkte wieder, wie nervlich am Ende ich war. Innerlich war ich so aufgeladen, dass ich am liebsten jedem an die Gurgel gesprungen wäre... als ich mit dieser Wut nach Hause kam ( ich hatte noch vorgewarnt, dass wieder alles, was für mich sei, in die Hose gehen würde)... lag mein Mann zur Atemübung auf dem Sofa. Ich setzte mich also leise, um ihn nicht zu stören an meinen Laptop und schrieb weiter an meiner Hausarbeit... 30 Minuten... im selben Raum... Nach 30 Minuten öffnete mein Mann dann die Augen und begrüßte mich mit einem "na.?".. mir platze innerlich der Arsch!!! Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass er mich direkt begrüßt hätte.. und dann eher mit einem "mist, dass du so einen blöden Tag hattest... wir können ja nachher nen Kaffee zusammen trinken.. ich mag nur grad meine Meditation machen"... alles wäre damit ok gewesen! Ja, er ist krank! Ja, er soll auf sich Acht geben! Und ja... er soll seine Übungen machen, das verlange ich sogar! Aber er ist nicht in der Klinik! Und er ist nicht allein auf dieser Welt!! Ich kann doch nicht bei allem ALLEIN sein!! kotz...
Sichtlich mit Schuldgefühlen überhäuft entschuldigte er sich nach dem Anpfiff... und machte mir damit wieder Schuldgefühle.. diese elende Spirale!!!!!
Mittwochsabends war dann das erste Angehörigentreffen der Militätkirche... mein Mann begleitete mich, was mich sehr freute! Wir trafen auf 3,5 andere Paare... mit denen wir uns auf Anhieb gut verstanden. Es tat so unendlich gut, zu sehen, daß man mit all diesen Problemen nicht allein ist. 3,5 Paare deswegen, weil eine Frau allein dort war, da sich ihr Partner in der Klinik befand. Das war ein unglaublich toller Abend!! Und ich freue mich sehr auf den nächsten!!!

Diese Woche war nun die streßigste, und wer es verfolgt.. es ist erst Samstag und die Woche noch nicht um. Es sind nun OSterferien, die Kinder sind seit Mittwoch bei meiner Mutter.. Ostern feiern. Donnerstag ist die Buchpräsentation "Die unsichtbaren Veteranen" in dem sich auch der Eingangthread dieses Blogs befindet. Montag hatte ich noch einen Termin in der Uniklinik 100 km entfernt, da sich dort endlich jemand um meine wieder aufgetauchte Endometriose kümmern sollte. Auf dem Weg dorthin blieb ich mit dem Auto liegen.. mein Mann darf kein Auto mehr fahren zur Zeit, weswegen ich was das betrifft auf mich allein gestellt bin. Also wurde das Auto abgeschleppt, der Termin abgesagt (da zeitlich nicht mehr zu schaffen.. war ja 10 km vorm Ziel) und ich bekam einen Leihwagen und fuhr 100 km wieder nach Hause. Um Dienstag wieder mit dem Leihwagen 100 km zur Werkstatt zu fahren, unser Auto heile wieder abuzuholen und 100 km wieder zurück zu fahren.. .alles über Land, da keine Autobahn vorhanden.. ich war also jedesmal 1,5-2 Std unterwegs. Meine Arthrose in den Knien würdigte das entsprechend. Mittwoch war ich also so im Eimer, dass ich gar nichts tat! Meine Mutter holte die Kids haben und verbrachte den Tag auf dem Sofa! Mein Mann tat ungefähr das selbe! Donnerstag fuhren wir also schon früh nach Hamburg, 300 km, .. ich fuhr natürlich! Im Hotel angekommen, nutzen wir kurz das schöne Wetter für einen Spaziergang an der Alster.. bevor wir uns durch den Feierabendverkehr auf den Weg zur Buchpräsentation machten... 7 km.. 45 Minuten (Danke Hamburg!!). Dort wurden wir sehr sehr lieb von den Herausgebern begrüßt, die sichtlich von unserer Geschichte berührt waren. Auf der einen Seite gibt das Kraft, auf der anderen macht einem das wieder bewußt, wie scheiße es eigentlich läuft!!
Aus der geplanten Diskussion zum Thema des Buches wurden leider viele lange Monologe von Führungspersönlichkeiten.. die anwesenden Veteranen und Angehörige kamen leider nicht wirklich zu Wort. Schade, da ich denke, dass sich das auch die Herausgeber anders vorgestellt hatten. Ich nahm mit ner Menge Sarkasmus... ich lerne : Militärs reden noch mehr als Politiker.. die haben nämlich Redezeiten ;)
Nach der Buchvorstellung aßen wir noch etwas im Hotel und gingen dann ins Bett. Mein Mann schließ fast gar nicht, hatte permament Albträume.. ich schlief in kurzen Etappen... wie das seit 2 Wochen so ist... wie es auch in der Anfangszeit des Klinikaufenthaltes so war. Morgens ging ich allein mit dem Hund durchs Schietwetter an die Alster und genoss die Zeit für mich!
Danach fuhren wir nach Schleßwig-Holstein, um uns bei einer netten Züchterin bzgl Tauglichkeit als PTBS-Hund ihrer Hunderasse zu erkundigen. Es folgte dort ein sehr sehr netten uns offenes Gespräch. Dort wurden sachte und vorsichtig Fragen zur Erkrankung gestellt, eine Offenheit, die nichtmal unsere Eltern schaffen.
Wir nahmen also innerlich die Kenntnis: Sollte mein Mann wieder eingestellt werden, dann ist so ein Hund genau richtig! :) Wiedereinstellung ist deshalb notwendig, weil wir sonst kein Geld haben!
Da ist auch der nächste entscheidende Punkt in mir gekommen.. schon letzte Woche entschied ich für mich.. und meine Kinder: Sollte mein Mann nicht bis Ende April eine Entscheidung der Bundeswehr vorliegen haben, dann werde ich das Haus (oder meinen Anteil) verkaufen und im Janauar nach Abschluß meines Studiums mit den Kindern nach Schweden gehen. Gern nehme ich meinen Mann mit, aber ich entscheide nichts mehr für ihn! Im Januar nächsten Jahres würden wir nämlich in Sozialhilfe fallen, und das (so meine eigene Entscheidung) werde ICH nicht hinnehmen. In Schweden kann ich ohne Anerkennungsjahr arbeiten, kann von einem Gehalt leben und habe eine tolle Kinderbetreuung! Außerdem kann ich da zur Ruhe kommen... denn diese Ruhe hat man mir mit der frühzeitigen Entlassung wieder genommen!!

Nach dem Brief an den PTBS-Beauftragten und einigen Telefonaten muß mein Mann nun Mittwoch nach Koblenz ins BWK.. erst hieß es einen Tag, dann 3 Tage.. nun eine Woche. Mir isses egal! Sollen sie machen! Ich hoffe, danach steht endlich eine Entscheidung! Ansonsten ist mein Weg klar!

... comment